Whisky ohne Altersangabe ist sicherlich kein Trend, sondern düstere Realität. Von immer mehr etablierten Flaschen verschwindet die Altersangabe. Doch auch immer mehr neue Produkte kommen auf den Markt, wo die Angabe über die Reifung des Whisky komplett fehlt. Man muss sich nach Angaben der Brennereien richten, die oftmals einen Richtwert abgeben, wie alt die Whiskys ungefähr sind, die man für die Produkte ohne Altersangabe benutzt.
Mit dem Wegfall von Altersangaben will man sich Spielraum schaffen für neue Kreationen und dem Verzicht, die Produktion eines gewissen Produktes komplett einstellen zu müssen. Whisky-Fans nehmen diese art mit knirschenden Zähnen hin. So ist die Altersangabe doch immer noch das Prunkstück eines Whisky, oder etwa nicht? Nun, genau wie die Anzahl an Megapixel einer Kamera, so liest sich die Angabe eines Alters immer recht schön, jedoch muss das Produkt auch noch qualitativ auf anderen Ebenen überzeugen. Die Brennereien, die etliche ihrer Produkte mit Altersangabe veröffentlicht haben und dies nun nicht mehr können, gewährleisten den Interessenten, dass sich geschmacklich an ihren Produkten nichts verändern wird (mit dem Verweis darauf, dass Small Batch Produkte sich über die Zeit geschmacklich immer verändern können, da sie nicht in Massen produziert werden).
Nachfrage übersteigt Bestand. Besonders hart hat es da Beam-Suntory getroffen, die sowohl in den USA wie auch in Japan vom Whisky-Boom unerwartet getroffen wurden. Beams Premium-Segment rund um seine Small Batch Bourbons mussten Abstriche hinnehmen. So wird weder der Knob Creek noch der Basil Hayden's mehr mit einer Altersangabe geführt. Beim Knob Creek wurde sie durch "Patiently Aged" ausgetauscht, beim Basil Hayden's durch "Artfully Aged". "Kunstvoll gealtert". Ein absurder Phantasie-Begriff, den Beam seinen treuen Kunden hier um die Ohren wirft. Von solchen Begriffen sollte man sich, wie ich finde, fernhalten um ein wenig die Seriosität zu bewahren. Diese beiden Produkten trugen einst ein Alter, die neuen Angaben sollten jedoch ein wenig realitätsnaher klingen.
Ein wenig übler hats dann doch noch die Japaner erwischt. Die Japaner sind erst in den letzten 10 Jahren durch ihre ausgezeichneten Whiskys aufgefallen. Mit Qualität und ihrem Harmonie-Prinzip, angelehnt an die schottische Tradition, machten sie sich einen Namen. An sich sind die Japaner noch relativ frisch, was das Brennen von Whiskys angeht. Blicken so manch europäische Destillen zurück auf hunderte von Jahren an Tradition. Die Nikka Brennerei in Japan wurde 1934 von Masataka Taketsuru gegründet und gehört bereits zu den älteren Vertretern in ganz Japan. Suntory eröffnete seine Destillen sogar erst wesentlich später.
Ehe man sich versah, war der Whisky dann auch weg. Selbst einige Produkte ohne Altersangabe wie den Hibiki (No Age Statement) kann Suntory nicht ohne Probleme weiterführen. Der Bestand lässt es einfach nicht zu. Andere Produkte wie der Hibiki mit Altersangabe, der Hakushu und der Yamazaki können ab Oktober gar nicht mehr angeboten werden. Betroffen sind hier sämtliche Whiskys, die mindestens 12 Jahre alt sind. Was gut schmeckt, wird viel gekauft. Die Nachfragen können die Japaner vorerst nicht stillen und der Bestand, der jetzt noch erhältlich ist, wird von Sammlern eingekauft und teilweise zu absoluten Mondpreisen weiterverkauft, sofern man die ein oder andere Flasche mehr ergattern konnte. Whisky-Auktionen in China, wo japanischer Whisky gehandelt wird, sind keine Seltenheit. Während die Chinesen die restlichen Bestände leer kaufen, müssen sich die japanischen Brennereien als Übergang etwas überlegen.
Der neue Whisky von Suntory: Toki
Der Toki (oben abgebildet) ist eine Antwort von Suntory, einen preiswerten Whisky anzubieten, der keine Altersangabe besitzt aber auch mit großer Wahrscheinlichkeit keiner Knappheit zum Opfer fallen wird. In Japan haben Whisky-Blender grundsätzlich ein höheres Ansehen als der Master-Distiller. Die Blender suchen die Zutaten für ihre Kreationen behutsam aus. Der Toki enthält Material aus allen Suntory Brennereien: Hakushu, Yamazaki und sogar Chita. Laut Suntory Sprecher Mike Miyamoto wird der Toki exklusiv nur Übersee angeboten und nicht in Japan (Quelle: Whisky.de).
Brandneu ist der Toki allerdings nur für deutsche Genießer. Das Produkt wurde in einigen Ländern schon Mitte 2016 eingeführt und erst jetzt ende Juni bei uns in Deutschland. Mit 29,99 Euro bei rund 0,7 Liter hat man hier für japanische Verhältnisse einen sehr soliden Preis. Der Nikka from the Barrel ist bei nur 0,5 Liter sogar etwas teurer. Ein spezielles Augenmerk legt man beim Toki auf die 43% Alkoholvolumen, die bei einem Blend relativ selten mittlerweile anzutreffen sind. In der Regel liegen diese häufig bei 40%. Mit dem zusätzlichem Volumen möchte man für etwas mehr Pepp sorgen, der die wahren Qualitäten des Whisky zum tragen bringen soll.
Wie der Toki schmeckt (der von Suntory auch noch als perfekter Begleiter für den japanischen Highball genannt wird), wirds demnächst hier in der Serena Whisky Lounge zu lesen geben.
Toki ist das japanische Wort für Zeit. Während der neue Whisky für Suntory die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darstellt laut eigenen Aussagen, so ist die Zeit aber auch der wichtigste Faktor für die Brennereien. Denn nur diese wird zeigen, ob man in einigen Jahren wieder mehr Produkte mit Altersangabe verkaufen kann, die dann auch wieder für eine längere Zeit auf dem Markt verfügbar sein werden. An Bedarf wird es wohl kaum mangeln. Und es sieht ganz und gar nicht danach aus, als würde demnächst ein Wodka-Boom anstehen, der dem Whisky in die Bedeutungslosigkeit verdrängen wird.
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