Mittwoch, 6. Februar 2019

Die Serena Whisky Lounge schließt ihre Pforten



Ein kurzlebiges Blog-Projekt endet an dieser Stelle auch schon wieder. Obwohl wir es hier zweifelsohne mit dem wundervollsten Getränk der Welt zu tun haben, bleibt leider die Zeit auf der Strecke, um sich dem Thema mit voller Aufmerksamkeit zu widmen. Dennoch möchte ich die Serena Whisky Lounge als Archiv der Öffentlichkeit zugänglich lassen, da sich, meiner Meinung zumindest, hier vielleicht einige Geheimtipps tummeln, die Whisky-Freunde noch für sich entdecken könnten.

Auch wenn es eine kurze Zeit war, so möchte ich mich bei allen Lesern bedanken. Besonders geht mein Dank an diejenigen, die mich über die sozialen Kanäle kontaktiert haben und mir noch einige Empfehlungen mit auf den Weg gegeben haben.

Verabschieden möchte ich mich allerdings auch nicht so wirklich, denn als Blogger werde ich weiterhin tätig sein bei meinem langjährigen Blog-Projekt "Am Meer ist es wärmer".
Ist nur eine Insel weiter und ebenfalls sehr gemütlich!

Auf Bald, liebe Whisky-Freunde, man schreibt sich ja bekanntlich immer zweimal, je nachdem, wie voll der Tumbler ist!

Samstag, 24. November 2018

Im Test: Auchentoshan Three Wood Single Malt





Auchentoshan Three Wood Single Malt Scotch Whisky
Herkunft: Schottland
Alter: Keine Angabe (Auf Kommentar im Test achten)
Alkoholvolumen: 43%
Eigentümer: Beam-Suntory
Gattung: Single Malt Scotch Whisky
Preis: Circa 40-50 Euro bei 0,7 Liter
Geschmack: Reife Orangen, Reife Trauben, Sherry-Aromen, Eiche, Süße, Zimt, Nussig, langanhaltendes Finish


Der Auchentoshan Three Wood ist der beste Beweis dafür, wie exotisch eine schottische Kreation werden kann. Die Brennerei mit dem schwer auszusprechenden Name aus dem Scottish Gaelic (Aussprache: Ock-Un-Tosh-Un) produziert ausschließlich Single Malt Scotch Whiskys. Bereits seit Ende der 80er investierte der japanische Getränke-Riese Suntory in schottische Whiskys, seit 2014 läuft Auchentoshan über das Beam-Suntory Label. Sowohl die Amerikaner als auch die Japaner haben sich damit ein Stück dieses köstlichen schottischen Kuchens gekrallt.

Für Besucher ist die kleine Brennerei im westlichen Teil Schottlands stets geöffnet und zusätzlich mit besucherfreundlichen Preisen ausgestattet. Doch in dieser kleinen Brennerei wird auch eine menge produziert. Neben vielen Variationen mit Altersangaben, gibt es auch exotisch angehauchte Abfüllungen wie den Heartwood oder den American Oak. Als eine der wenigen schottischen Brennereien überhaupt destilliert Auchentoshan seine Whiskys dreimal. Diese dreifache Destillation sorgt für den unvergleichlich weichen Geschmack der verschiedenen Whiskys.
Die wohl bekannteste, aber auch am höchsten ausgezeichnete Variante ist der Three Wood. Der Name lässt es vermuten, hier spielen gleich drei Fässer eine Rolle. Obwohl der Three Wood schon sehr viele Jahre erhältlich ist, war Auchentoshan immer so bescheiden, ihn nicht mit einem Alter auf der Verpackung zu verewigen. Auf Anfragen aber auch Angaben auf der Website werden für den Three Wood 12-14 jährige Whiskys verwendet. Vermutlich mit ein bisschen Spielraum nach unten. Mit dem Verzicht der Altersangabe ist es somit möglich, selbst bei einer Knappheit die Bestände aufrecht zu erhalten, da man immer wieder auf ein paar jüngere Whiskys ausweichen kann. Man fährt wohl relativ sicher, wenn man davon ausgeht, dass hier Whiskys verwendet werden, die mindestens 10 Jahre alt sind.

In diesen langen Jahren lagert der Three Wood in drei verschiedenen Fässern. Angefangen bei der amerikanischen Eiche. Von dort aus geht es weiter in zwei verschiedene Sherry-Fässer. Erst wird der Whisky in den bekannten Oloroso Sherry-Fässern gelagert, anschließend in den weniger geläufigen Pedro Ximinez Sherry-Fässern. Bei dem Endprodukt muss man sich am Ende fragen, ob der Three Wood überhaupt noch ein Scotch Whisky ist, Denn hier kommt das beste aus allen Welten zusammen. Das Endergebnis ist ein ungeheuer komplexer, aromatischer Scotch Whisky. Vor allem für mich als Sherry- und Cognac-Fan wird hier so einiges durch die Lagerung in den Sherry-Fässern geboten. In die Nase steigt nämlich der Geruch von reifen Trauben. Zusätzlich macht sich eine so angenehme Süße breit, die einen regelrecht betört. Man könnte alleine schon einen Abend damit verbringen, die verschiedenen Aromen des Three Wood zu identifizieren. Aber wo würde da der Genuss bleiben? Der wahre Genuss breitet sich auf Zunge und Gaumen aus. Der Three Wood ist weich, allerdings nicht so weich wie ein Sherry oder Cognac. Hier macht er deutlich, dass er immer noch ein Whisky ist und sich ihm seine Kollegen unterordnen müssen. Die 43% Alkoholvolumen verleihen den richtigen Punch, jedoch wirkt der Alkohol nicht sprittig oder kratzig (wie es gerne mal bei einem Sherry oder Cognac der Fall ist). Die Aromen der drei verschiedenen Fässer lassen sich im Mund nieder und es folgt ein intensives, langes Finish. Nun werden auch Aromen einer sehr reifen Orange deutlich, Zimt, Nuss und selbstverständlich die amerikanische Eiche. Das dominante, lange Finish sticht hervor und man schmeckt den Three Wood auch noch sehr lange danach im Mund. Der Abgang ist grundsätzlich relativ trocken, was natürlich an der Reifung in den Sherry-Fässern liegt.

Der Auchentoshan Three Wood ist für mich ein herausragendes Geschmackserlebnis. Ich bin mir sicher, für einige Genießer könnte er sogar schon wieder zu komplex und aromatisch sein.
Aber was meinen persönlichen Geschmack angeht, so punktet der Three Wood in so ziemlich allen Kategorien. Eine Frage, die bleibt: Ist der Three Wood rauchig? Leute, die regelmäßig Scotch verköstigen würden hier wohl verneinen. Mir kommt es vor, als wurde ein wenig Rauch fein in die Aromen eingebunden. Er macht sich kaum bemerkbar, ist aber zumindest minimal enthalten. Doch genau so mag ich es.

Der Three Wood ist ein Single Malt, den ich mir immer und immer wieder zulegen würde. Weltklasse und meine Überraschung im Jahr 2018. Auch hier gilt es wie immer, auf Angebote zu achten, denn der Three Wood ist oft wesentlich günstiger als angegeben zu haben.


Wertung: 71 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse

Im Test: Jim Beam Rye Whiskey




Jim Beam Rye Whiskey: Pre-Prohibition Style
Herkunft: USA
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 40%
Eigentümer: Beam-Suntory
Gattung: Kentucky Straight Rye Whiskey
Preis: Circa 15 Euro bei 0,7 Liter
Geschmack: Saurer Apfel, Würze, Eiche, Vanille, Kräftiger Abgang


Der Rye Whiskey gilt als Vorläufer des Bourbon und ist ein prominentes Opfer der Prohibition. Denn über Jahrzehnte war der Urvater des American Whiskey in kaum einer Bar mehr zu finden und wurde durch den Bourbon nahezu komplett verdrängt. Seit einigen Jahren jedoch erlebt der Rye Whiskey ein beeindruckendes Revival. Einen Rye Whiskey im Sortiment zu haben gehört bei den kleinen wie auch großen Brennereien mittlerweile zum Pflichtprogramm. Selbst der irische Vertreter Kilbeggan wird in kommender Zeit für den US-Amerikanischen Markt einen Rye in limitierter Auflage anbieten. Das sogenannte Green Label ist beliebt wie lange nicht mehr. Doch was ist eigentlich ein Rye Whiskey? Nun, wie der Name schon sagt handelt es sich hier um einen Roggen-Brand. Der Geschmack ist dem Bourbon sicherlich nicht unähnlich, ist ein Rye aber wesentlich würziger und deutlich kräftiger im Geschmack. Wie viel Roggen tatsächlich in einer Abfüllung bei einem Rye enthalten ist, bleibt meistens ein Geheimnis des Herstellers (aber auch hier gibt es offizielle Vorgaben, die man erfüllen muss, um den "Kentucky Straight Rye Whiskey" Status zu erhalten). Bulleit verarbeitet in seinem Roggen-Vertreter sogar ganze 95% Roggenanteil, was eine echte Seltenheit ist.

Der Jim Beam Rye hat mittlerweile ein Re-Branding hinter sich. War er einst in bekannter Jim Beam Flasche mit gelben Label in Deutschland erhältlich, ist nun das Green Label in der neuen Flasche aktuell und trägt zusätzlich noch die Aufschrift "Pre-Prohibition Style". Die Variante, die hier in Europa vertrieben wird, unterscheidet sich grundsätzlich von der Abfüllung, die in den USA angeboten wird. Dort kommt der Whiskey nämlich mit 44% Alkoholvolumen daher, während er bei uns nur mit 40% angeboten wird. Dass es hier also erhebliche geschmackliche Unterschiede geben wird, dürfte wohl jedem bewusst sein.

Vor einigen Jahren kaufte ich, als das Yellow Label in Deutschland noch gängig war, zwei Flaschen für einen Old Fashioned Abend. Dabei hatte ich den Jim Beam Rye auch mal pur verköstigt und war positiv überrascht. Inwieweit sich der Geschmack zum jetzt angebotenem Green Label verändert hat, kann ich nach so einer langen Zeit nicht mehr sagen, aber der positive Eindruck bleibt bestehen. Der Jim Beam Rye ist ein ordentlicher, kostengünstiger Whiskey, der sich nicht nur für Cocktails hervorragend eignet, sondern auch in gemütlicher Runde pur im Tumbler genossen werden kann. Nicht zu komplex, aber auch in keinster weise nichtssagend. Geschmacklich befindet sich der Jim Beam Rye trotz des geringen Aufpreises deutlich über Beams Flaggschiff, dem White Label. Überraschend sind die angenehmen Fruchtnoten in der Nase, die an saure, grüne Äpfel erinnern. Der Alkohol ist weder beißend in der Nase noch kratzig im Hals und der Körper macht auch keinen verwässerten Eindruck. Der Jim Beam Rye überfordert niemanden was Aromen angeht, eignet sich aber als überraschend eleganter Begleiter, wenn man nach einem stressigen Tag einen einfachen Drink zu sich nehmen will. Das Finish ist recht kräftig und noch für einige Zeit auf dem Gaumen zu spüren.

Der Jim Beam Rye krallt sich bei den Punkten somit alles, was für einen Whisk(e)y in dieser Preisklasse möglich ist. Wer sich mal kostengünstig in die Welt der Roggen Whiskeys tasten will, der sollte dem Jim Beam Rye eine Chance geben. Wenn man ein paar Euros mehr drauf legt bekommt man auch schon den ausgezeichneten Bulleit Rye. Wer aber bei Jim Beam bleiben möchte, sowohl für Whiskey Cola, Cocktails wie den Old Fashioned oder dem Manhattan, oder auch einfach mal für ein unkompliziertes Erlebnis im Tumbler,  der investiert die 2-3 Euro mehr (gegenüber dem White Label) und greift zum Rye.



Wertung: 49 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse 

Samstag, 10. November 2018

Kommentar: Bulleit - Voller Geschmack bei wenig Tradition




Die Amerikaner sind stolz auf ihren Great American Whiskey. Angefangen weit zurück in der Historie ihrer Kultur beim Vorreiter des Bourbon Whiskey, dem Rye Whiskey, bis hin in die Moderne, wo neue Bourbon-Kreationen immer ausgefallener und raffinierter werden. Da könnte man beinahe schon vergessen, dass es von den Nachbarn auch noch den oft übersehenen Canadian Whisky gibt.

Wenn man sich eine Flasche Bourbon (oder Rye) kauft, so bezahlt man für die Tradition gleich mit. Der Name drückt dem Produkt seinen Stempel auf und sorgt für den letzten Feinschliff. Mit einer langen Historie schmeckt der amerikanische Whiskey noch einmal etwas besser. Oder nicht? Nun, ich mache kein Geheimnis daraus, Tradition bei Whisk(e)ys ist nicht unwichtig. Die Destillen der verschiedenen Hersteller locken jährlich eine menge Besucher an und kurbeln mitunter die Wirtschaft der jeweiligen Orte an. Besonders der Bundesstaat Kentucky, wo eine große Brennerei der nächsten folgt. Seit 1999 existiert der "Kentucky Bourbon Trail", der Touristen auf eine 100 Kilometer lange Wanderschaft schickt, bei der man 9 der bekanntesten Bourbon-Brands besuchen kann. Traditionsreiche Hersteller wie Jim Beam, Maker's Mark, Wild Turkey oder Four Roses dürfen da natürlich nicht fehlen. Doch überraschend findet man dort auch eine Mikro-Brennerei von Bulleit. Warum dies so überraschend ist, dazu gleich mehr.

Blicken wir auf die Fußballbundesliga zurück. Tradition spielt auch in diesem Geschäft eine große Rolle. Von Investoren übernommene Vereine oder neu gegründete Vereine haben einen schweren Stand. Da müsste man meinen, die Amerikaner mit ihrer langen Whiskey-Tradition, würden eine ähnliche Philosophie pflegen. Aber dem ist nicht so. Die großen Brennereien wie Jim Beam oder Four Roses befinden sich beide beispielsweise in japanischen Händen. Hinter nahezu allen großen Brennereien steckt ein großer Konzern, der die Marke aufgekauft hat. Doch verhält es sich hier anders als in anderen Branchen. Die neuen Eigentümer beeinflussen das Geschäft der traditionellen Brennereien in nur sehr seltenen Fällen. Besonders die Japaner respektieren die Tradition dieser Brennereien sehr. Bei Beam-Suntory hält man sehr große Stücke darauf. Bei Four Roses brachte der Eigentümer Kirin die ursprüngliche Tradition und Philosophie der Brennerei sogar zurück.

Doch dann gibt es da auch noch einen mittlerweile sehr bekannten Bourbon, der bis vor knapp zwei Jahren nicht einmal eine eigene Brennerei besaß. Die Rede ist hier vom Bulleit Whiskey. Definitiv ein gewichtiger, gut klingender Name. Wie spricht man den aus? Nun, das "I" in Bulleit ist stumm und so ist die korrekte Aussprache "Bullet", wie das amerikanische Wort für Kugel/Geschoss. 
Wollte man vor einigen Jahren noch die auf der Flasche angegebene Brennerei in Lawrenceburg Kentucky besuchen, wurde man entweder schräg angeschaut oder direkt an die Kirin Brewing Company weitergeleitet, dort wird der Whiskey nämlich größtenteils abgefüllt (auch bekannt als Four Roses Brennerei). Eine eigene Brennerei, die in den kommenden Jahren die größten Geschicke übernehmen soll, wurde 2017 eröffnet. Mit einem Budget von $115 Millionen hat man sich den Spaß auch einiges kosten lassen. Doch mann kann es sich erlauben, denn Bulleit expandiert mindestens genau so schnell, wie man die kurze Geschichte der Marke nachschlagen kann.

Aber wer genau steckt hinter Bulleit Whiskey? Nun, die Marke ist unverkennbar verknüpft mit einem Mann, der Ende der 80er seinen Beruf als Anwalt aufgab und anschließend seinen eigenen Whiskey produzieren wollte. Tom Bulleit, der Namensgeber. Tom Bulleit ist nach meinen spärlichen Informationen, die ich ergattern konnte, weder ein Master Distiller, noch ist er ein Master Blender. Tom Bulleit ist allen voran ein Geschäftsmann. Die Geschichte, so Bulleit, geht wie folgt: Sein jetziges Rezept für den Bourbon basiert auf einem alten Familienrezept seines Ur-Ur-Großvaters Augustus Bulleit, der die Marke 1830 etablierte. Augustus Bulleit verschwand 1860 spurlos und der Whiskey sowie sein Rezept gerieten in Vergessenheit. Die Authentizität von Tom Bulleits Geschichte konnte bis heute weder bestätigt, noch widerlegt werden. Beeindruckend ist aber allemal, wie sehr die Firma an dieser abenteuerlichen Geschichte festhält.

Bulleit kam seinem Traum näher und schloss sich mit dem kanadischen Konzern Seagram zusammen. Der damals noch junge und heutige Getränke-Megakonzern Diageo kaufte anschließend etliche Anteile von Seagram und ergatterte dadurch auch Bulleit Whsikey. Der Rest, könnte man nun sagen, ist Geschichte. Erst kurz vor Ende der Jahrtausendwende ist der Bourbon von Tom Bulleit im Handel erschienen. Kurze Zeit später ist eine Export-Variante mit weniger Alkoholvolumen (40% statt 45%) auch in Deutschland erschienen. Seit einigen Jahren wird die Originalabfüllung auch in Europa größtenteils angeboten, ausgenommen davon ist aktuell noch Dänemark sowie, etwas sehr weit entfernt von uns, Australien.

Obwohl Diageo hinter Bulleit steckt, so ist das Marketing weitaus weniger aggressiv als bei ihren anderen Brands wie Smirnoff Vodka oder Johnnie Walker Scotch Whisky. Stattdessen wird hier eher "Word of Mouth" betrieben. Der Whiskey entwickelte sich von einem Geheimtipp zu einem Topseller. Beim Angebot von Bulleit geht man es ebenfalls sehr langsam an. Bis vor einigen Jahren war der Bulleit Bourbon das einzige Produkt der Firma. 2011 kam ein gefeierter Rye Whiskey dazu (Bulleit 95 Rye), das sogenannte Green-Label. Erst seit 2013 bietet man mit dem Bulleit 10 Year ein Produkt mit Altersangabe an. Eine etwas seltenere Abfüllung ist der Bulleit Barrel Strenght, der direkt vom Fass abgefüllt wird.

Doch wie hat es der Whiskey geschafft, sich einen Name zu machen? Lag es an der steten Präsenz von Tom Bulleit oder den einzigartigen Flaschen? Vermutlich kann man hier viele Gründe nennen, aber der wohl größte Trumpf von Bulleit ist wohl der sympathische Preis. In der Preisklasse 20-23 Euro macht Diageo hier eine Kampfansage (der Rye ist minimal teurer als der Bourbon, 25 Euro). Selbst der Bulleit 10 Year ist mit seinen rund 35 Euro sehr schonend für den Geldbeutel. Für das, was Bulleit bietet, so bekommt man in der Preisklasse nur wenig bessere Bourbon oder Rye Whiskeys (dafür natürlich viele gleichwertige Vertreter in einer ähnlichen Preisklasse).

Und auch mich hat Bulleit überzeugt. So erlangte der Bulleit Frontier Bourbon Whiskey in meinem Test 61 von 75 Punkte. Der Bourbon ist eine äußerst süffige Angelegenheit. Eine genaue Altersangabe gibt es nicht, der Hersteller gibt jedoch eine Reifung zwischen 4-6 für den Exportmarkt und 5-6 Jahre für den heimischen Markt an. Bei sämtlichen Abfüllungen handelt es sich um Small Batch Abfüllungen. Da die Nachfrage von Jahr zu Jahr steigt, wird man die Produktion stetig erhöhen.
Besonders durch seinen ungewöhnlich hohen Anteil an Roggen hat der Bourbon weltweit viele Fans gewonnen, die genau diesen würzigen, kräftigen Aspekt des Whiskey enorm schätzen. Und auch ich zähle mich eindeutig zu den Fans.

Tom Bulleit ist noch nicht am Ende seines Traumes angekommen. Mit der Eröffnung einer eigenen, großen Brennerei ist er seinem Ziel aber einen Schritt näher gekommen. Geschmack hat in diesem Falle die Tradition geschlagen. Bulleit wird, je mehr Jahre vergehen, seine ganz eigene Geschichte schreiben. Besonders für viele alteingesessene Hersteller begann die Zeitrechnung nach der Prohibition wieder von neuem. Die Bewohner von Kentucky haben die neue Brennerei in Shelbyville warm empfangen. Ein ungewohntes Bild, wenn ein Neuankömmling in einer traditionsreichen Gemeinde so wohlwollend empfangen wird.

Mittwoch, 31. Oktober 2018

Im Test: Jim Beam Single Barrel





Jim Beam Single Barrel
Herkunft: USA
Alter: Keine Angabe (Hinweis im Test beachten)
Alkoholvolumen: 47,5 %
Eigentümer: Beam-Suntory
Gattung: Kentucky Straight Bourbon
Preis: Circa 30-35 Euro bei 0,7 Liter
Geschmack: Vanille, Kräftige Eiche, Exotische Gewürze, Frische Zitrusfrüchte, langer Abgang



Single Barrel Abfüllungen sind besonders bei Bourbon-Whiskeys derzeit angesagt. Bis heute ist es etwas umstritten, ob der Inhalt der Flasche wirklich nur von einem einzigen Fass stammt, aber in diesem Falle muss man sich auf Angaben der Hersteller verlassen (Kennzeichnung auf dem Etikett der Flasche) sofern man nicht bei der Produktion seiner Flasche dabei war. Anders als bei einem Small Batch Whisk(e)y ist bei einer Single Barrel Abfüllung die Wahrscheinlichkeit wesentlich größer, dass der Inhalt sich pro Flasche unterscheidet. Daher ist es immer schwer, einen Single Barrel zu bewerten, denn die nächste Flasche könnte schon wieder ein anderes Geschmackserlebnis bieten.

Der Jim Beam Single Barrel ist seit diesem Sommer auch in Deutschland erhältlich. Die von mir abgebildete Flasche aus meiner eigenen Sammlung ist ein Import. Das Design der Flasche, die man hier in Deutschland erwerben kann, unterscheidet sich komplett von der hier abgebildeten. Wer also nach dieser Flasche sucht, wird wohl auf den Signature Craft von Jim Beam stoßen, jedoch nicht auf den Single Barrel. Um unnötige Verwirrung zu vermeiden, findet ihr am Ende des Tests auch nochmal ein Foto zur aktuellen Variante.

Anders als der (von mir getestete) Signature Craft, der 12 Jahre reift, trägt der Single Barrel keine Altersangabe. Der Hersteller gibt eine Reifungszeit von 4-7 Jahren an, was eine Aussage für viel Spielraum lässt. So gesehen unterscheidet der Single Barrel sich nicht großartig von der Reifungszeit des ganz normalen Jim Beam White Label. Natürlich mit einem Twist, wie könne man sonst auch den Preisunterschied von mehr als die Hälfte erklären. Die Lagerung der Fässer für den Single Barrel befinden sich natürlich an wesentlich besseren Plätzen im Warehouse und werden unter wesentlich strengeren Kriterien ausgewählt. Jack Daniel's hat bereits mit seinem Single Barrel bewiesen, wie ausgezeichnet so eine Abfüllung sein kann. Und Jim Beam schließt sich da eigentlich auch nahtlos an. Der Single Barrel von Jim Beam ist ein ausgezeichneter Bourbon, dem vielleicht nur ein paar Nuancen fehlen, um zum einem herausragenden Bourbon zu reifen.

Vorweg sei gesagt, dem Genießer erwartet hier ein eher mildes Geschmackserlebnis. Obwohl die 47,5% (95 Proof laut Hersteller) mächtig anmuten, so bietet der Single Barrel ein relativ harmonisches Erlebnis, ohne aber zu schwächeln. Klebstoffnoten oder ein enorm intensives Bourbon-Aroma findet man hier nicht, es wirkt alles ausbalanciert. Nicht nur vom Geruch, aber auch geschmacklich wurden hier einige Erinnerungen an den Woodford Reserve, ebenfalls ein exzellent milder Bourbon, wach. Die größte Überraschung und vermutlich auch somit die größte Enttäuschung bei meiner Flasche ist der Antrunk. Besonders auf der Zunge ist der Single Barrel praktisch nicht anwesend. Ich habe das typische kribbeln und die typische Bourbon-Note auf der Zunge und am Gaumen vermisst. Doch dann macht er sich auf einmal doch bemerkbar, je länger man den Single Barrel im Mund behält. Den mäßigen Antrunk kontert er durch einen ausgewogenen Körper der dann eine kräftige Eiche mit sich bringt, die sich mit der für Bourbon typischen Vanille vermischt. Im Abgang folgen jedoch Aromen, die schwer zuzuordnen sind. Allen voran frische Zitrusfrüchte machen sich bemerkbar. Anschließend kommen exotische Gewürze hinzu, wie ich sie vorher bei einem Bourbon noch nie erlebt habe. Es ist sehr schwer, spezielle Gewürze herauszufiltern. Der Abgang hält überraschend lang an was man dann wohl auch endgültig der Single Barrel Abfüllung zu verdanken hat. Hier wurde nicht durch mehrere Fässer durchgemischt, der Konsument erhält die voller Power des einzelnen Fasses.

Der single Barrel von Jim Beam ist ein sehr interessantes Geschmackserlebnis und insgesamt gefällt er mir ein wenig besser, als der länger gereifte Signature Craft. Ob meine Wertung hier im Test final ist, kann ich nicht einmal sagen. Fest steht aber, es könnte von der Wertung her nur noch nach oben gehen. Sollte es solch eine Änderung geben, werde ich dies zusätzlich hier vermerken. Für ein noch genaueres Urteil müsste ich natürlich mal den Inhalt einer weiteren Flasche probieren. Doch auch die aktuelle Flasche kann sich noch einmal beweisen, denn, eine menge Whisk(e)ys beweisen noch einmal ihr Können, wenn sie schon etwas länger geöffnet sind.

Sollte ich demnächst noch einmal eine andere Flasche erwerben, wird es in diesem Test noch einen Nachtrag geben.




Wertung: 61 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse





In Deutschland erhältliche Flasche: