Freitag, 31. August 2018

Im Test: Suntory Toki





Suntory Toki
Herkunft: Japan
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 43%
Eigentümer: Suntory
Gattung: Blended Whisky
Preis: Circa 30 Euro
Geschmack: Reife Früchte, Erdig, Eiche, Honig, Milder Abgang



Die Popularität japanischer Whiskys im Westen ist Suntory nicht entgangen. Besonders den hohen Preisen will man mit dem Suntory Toki entgegenkommen. Mit einem festen Preis von ungefähr 30 Euro will Suntory hier ein ausgewogenes Premium-Produkt anbieten (Preise können selbstverständlich variieren, in den USA wird er ein wenig teurer sein). Denn so bezeichnet der Hersteller sein Produkt auch, nicht als Luxus-Produkt, sondern als Premium-Produkt. Eine Altersangabe darf man hier also nicht erwarten und Suntory erzählt hier auch keine Märchen oder will hieraus den besten blended Whisky aller Zeiten machen. Ist der Toki (das japanische Wort für Zeit) in einigen Ländern schon seit 2016 erhältlich, fand das deutsche Debüt erst gegen ende Juni 2018 statt. Laut Angaben von Suntory ist dieser Whisky nicht in Japan erhältlich.

Dient in Japan Suntorys günstiger Whisky Kakubin als Hauptzutat für den japanischen Highball (der hauptsächlich aus Whisky, Eis und Mineralwasser besteht), empfiehlt der Hersteller aber auch den Toki als exzellenten Begleiter für den Drink. Ich habe mir den Toki jedoch pur vorgenommen, um den tatsächlichen Geschmack bewerten zu können. Und der ist eine angenehme Überraschung. Oftmals liest man von Verkostern, dass der Geschmack sich sehr an irische Whiskys orientieren würde. Insofern überraschend, denn viele japanische Whiskys orientieren sich an schottische Vertreter. Wer also mit Tullamore Dew oder Jameson vertraut ist, der wird beim Toki gewisse Parallelen entdecken. Am Ende ist der Toki dann aber doch eigenständig genug, um sich geschmacklich abzusetzen. Auffallend ist besonders die sehr helle Farbe, die ein Indikator dafür sein könnte, dass man hier auf eine nachträgliche Färbung verzichtet hat. Leider macht Suntory auf der Flasche keine Anmerkung, ob hier Zuckerkulör verwendet wurde. Dennoch wirkt selbst die helle Farbe recht ansprechend im Glas. Ölig ist der Toki nicht, dafür aber im Geruch nicht zu unterschätzen. Hier macht sich zwar die Eiche schnell bemerkbar, aber im Anschluss kommen reife Früchte und Honig zur Geltung. Im Mund entwickelt sich das ganze Gebilde an Aromen zu einem sehr milden Genuss, jedoch nicht zu einem verwässertem Erlebnis. Danken kann man hierfür dem Master Blender, der sich entschieden hat, den Toki mit 43% statt der eher üblichen 40% zu versehen. Die zusätzlichen 3% verleihen diesem Blend den nötigen Punch. Im Abgang dominieren die Eiche und die reifen Früchte. Der Abgang macht sich hier auch wesentlich länger als erwartet breit und kommt nicht nur zu einem kurzen Gastspiel zu besuch.

Überraschend mild aber nicht verwässert, orientiert sich der Toki an irische Whiskys mit einem japanischen Twist. Besonders in der Sommerzeit ein sehr angenehmer Whisky. Für den einen oder anderen Highball werde ich ihn sicherlich nochmal ausprobieren, denn hier verspricht der Hersteller ebenfalls ein besonderes Geschmackserlebnis. Preislich und geschmacklich ist der Suntory Toki eine erfreuliche Überraschung, die ich mir sicherlich nochmal in die Bar holen werde.




Wertung: 61 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse

Im Test: Hakushu Single Malt Distiller's Reserve





Hakushu Single Malt Distiller's Reserve
Herkunft: Japan
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 43%
Eigentümer: Suntory
Gattung: Single Malt Whisky
Preis: Circa 70-75 Euro
Geschmack: Grüner Apfel, Zitrusfrüchte, Honig, ein Hauch Minze, minimal rauchig, stimmiger Abgang



Suntory beherbergt mit den Brennereien Hakushu (Aussprache: Hak-Shu), Yamazaki und Chita eine vielfältige Auswahl an Destillerien, die allesamt ein komplett anderes Whisky-Erlebnis bieten. Alle Brennereien leiden natürlich unter den gleichen Problemen: Ihnen geht der Whisky aus. Die Produkte mit Altersangabe werden ab September/Oktober 2018 gar nicht mehr angeboten, doch auch andere Premiumprodukte ohne Altersangabe verschwinden immer mal wieder aus den Regalen und werden gegebenenfalls durch neue Produkte ersetzt. Der Hakushu Distiller's Reserve ist so ein Produkt, welches immer mal wieder verschwindet und auftaucht. Automatisch schnellen auch hier die Preise in die Höhe und so wird man nicht schlecht staunen, dass man für diesen Single Malt ohne Altersangabe zwischen 70-75 Euro verlangt. Günstiger findet man ihn selten, dafür aber relativ häufig noch teurer als hier angegeben. Auf diese Angebote sollte man sich jedoch nicht einlassen, wenn einem sein Geld lieb ist.

Der geneigte Genießer wird sich hier also denken, wieso er für einen Japaner ohne Altersangabe so viel zahlen soll, wenn er einen Schotten oder einen Iren mit Altersangabe für weniger Geld bekommt. Besonders bei bekannten Brennereien wie Bushmillls, Glenmorangie oder auch Glenfiddich wird man da fündig werden und sicherlich für sein Geld auch nicht enttäuscht werden. In der doch pikanten Preisklasse muss sich der Hakushu also beweisen. Den hohen Preis muss man jedoch etwas genauer analysieren. Wie so häufig bei japanischen Whisky werden diese hauptsächlich für den japanischen Markt hergestellt, Ausnahmen sind aktuell für den Westen produzierte Whiskys wie der Toki, ebenfalls von Suntory. Aufgrund des Imports und der eher schwierigen Verfügbarkeit für westliche Händler, sind die Produkte bei uns oftmals 10-20 Euro teurer. Der Distiller's Reserve wäre wohl, würde er hier in Europa gebrannt und ausgeliefert werden, ein 50-60 Euro Kandidat.

Für Fans des milden japanischen Whisky ist der Distiller's Reserve jedoch eine bezahlbare Alternative zur 12 jährigen Variante, die eigentlich immer nur für über 100 Euro zu haben war. Selbstverständlich hat man es hier nicht mit der gleichen Qualität zu tun, aber es ist ein Kompromiss, den Suntory hier eingeht, ohne ein minderwertiges Produkt anfertigen zu müssen. Denn dieser Single Malt spielt auch geschmacklich in der großen Liga mit. Eine Flasche und eine Verpackung, so grün, dass sie bereits visuell die Frische dieses Single Malts präsentiert. Optisch wird der Inhalt der Flasche so präsentiert, wie man es von einem Single Malt erwartet. Nicht zu kräftig, aber auch nicht wässrig. Die goldene Farbe präsentiert sich hübsch im Glas und ein paar mal geschwenkt, sieht man auch, wie ölig die Flüssigkeit ist. Bereits der erste Schluck war etwas besonderes. Hier spürt man eine ganz leichte Bitterkeit, als wenn man in einen frischen, grünen Apfel beißt. Diese Bitterkeit verschwindet mit der Zeit jedoch, je länger die Flasche geöffnet ist. Besonders zu Beginn sollte man den Distiller's Reserve genießen. Im Mund breiten sich anschließend genau so frische Aromen wie Minze und Zitrusfrüchte aus. Der Abgang ist dank der 43% kräftig und langanhaltend. Und erst ganz zum Ende, da macht sich dann auch noch ein ganz kleines bisschen Rauch bemerkbar. Wie so häufig bei japanischen Vertretern, perfekt eingebunden in ein harmonisches Gesamtbild. Bei diesem Single Malt dominiert kein Aroma exklusiv, es ist das Zusammenspiel vieler herrlicher Zutaten und diese verfliegen auch dann nicht, wenn man den Whisky nach einigen Monaten der Öffnung noch trinkt (Ausnahme ist hier die Bitterkeit, was natürlich auch eine subjektive Wahrnehmung sein kann).

Der Hakushu Distiller's Reserve kann nur als echter Geheimtipp empfohlen werden. Wer mal eine Flasche ergattern kann und auch vom Preis nicht abgeschreckt ist, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Fans von japanischen Whiskys werden hier sowieso auf ihre Kosten kommen, doch auch Fans von schottischen oder irischen Vertretern könnten hier sehr glücklich werden.




Wertung: 69 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse

Freitag, 10. August 2018

Im Test: Baker's Bourbon




Baker's Bourbon
Herkunft: USA
Alter: 7 Jahre
Alkoholvolumen: 53,5 %
Eigentümer: Beam-Suntory
Gattung: Kentucky Straight Bourbon Whiskey
Preis: Circa 50-55 Euro bei 0,7 Liter
Geschmack: Intensives und betörendes Aroma, Vanille, Früchte, erdig, rustikal, kräftig mit weichem Körper



Benannt nach Baker Beam (Großneffe von Jim Beam), ist der Baker's ein weiterer Premium Bourbon aus Beams Small Batch Reihe. Bereits die ungefärbte, tiefbraune Farbe des Bourbons verrät ungefähr, auf was man sich hier einstellen kann. Dieser Kraftstoff war durstig und hat in seiner langen Reifungszeit alles aus dem Eichenfass extrahiert, was man extrahieren kann. Entstanden ist dabei ein Bourbon, wie ich ihn bisher kein zweites mal gekostet habe. Für mich ganz klar das Meisterstück aus Beams Small Batch Reihe. Der Baker's ist ein Bourbon, der in meiner persönlichen Rangliste sogar noch von mir favorisierte Bourbons wie den Knob Creek und dem Woodford Reserve verdrängt hat.

Schon, wenn man die neue, mit Wax versiegelte Flasche öffnet, strömt ein intensiver, betörender Geruch aus der Öffnung. Ein Duft, der nur noch in wenigen Nuancen mit bekannten Bourbons vergleichbar ist. Der anfänglich typische Geruch eines Bourbon Whiskey blieb zwar auch beim Baker's erhalten, was danach jedoch folgt sind Facetten, die man von einem Bourbon sicherlich nicht erwartet.

Bei rund 53,5% Alkoholgehalt ist es eigentlich ratsam, den Baker's mit einem Schuss Wasser zu verdünnen. Doch wie immer rate ich davon ab. Dieser Bourbon muss nicht verdünnt werden. Der Alkohol als Bindemittel für die Aromen erfüllt seinen Zweck bestens. Wasser verdünnt diesen wundervollen Bourbon nur und setzt hier nicht gerade versteckte Aromen frei.
Der Baker's schmeckt, obwohl er ein paar Umdrehungen mehr hat, sogar noch etwas milder als der Knob Creek sobald der Körper sich im Mund entfaltet. Dennoch darf man den hohen Anteil an Alkohol nicht unterschätzen. Spült man den Baker's ein wenig länger im Mund, spürt man, wie das Zahnfleisch für eine sehr kurze Zeit ein wenig betäubt wird. Was danach folgt ist ein Feuerwerk der verschiedensten Aromen. Diese Vielseitigkeit ist selbst bei hochwertigen Bourbons in dieser Form eine ziemliche Seltenheit. Der Abgang ist lang und warm. Die intensiven Aromen von reifen Früchten gepaart mit der langen Reifungszeit im Eichenfass bleiben auch noch eine ganze Zeit erhalten, wenn man seinen Schluck längst hinuntergespült hat.

Der Baker's ist eine Referenz in Sachen Bourbon. Mit rund 50-55 Euro jedoch auch eine etwas kostspieligere Angelegenheit. Der Baker's ist eher selten im Angebot, war vor einiger Zeit aber noch für teilweise unter 50 Euro zu haben. Bei Interesse sollte man Preise vergleichen und Sparfüchse auf seltene Angebote warten. Danach kann man es sich mit diesem besonderen Freund gemütlich machen.



Wertung: 71 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse



Im Test: Knob Creek




Knob Creek
Herkunft: USA
Alter: Keine Angabe (ehemals 9 Jahre)
Alkoholvolumen: 50%
Eigentümer: Beam-Suntory
Gattung: Kentucky Straight Bourbon Whiskey
Preis: Circa 30 Euro
Geschmack: Kräftiger Bourbon, warmer Abgang, rustikale Noten, Gewürze, Früchte



Eingeführt von Jim Beam Master Distiller Booker Noe im Jahr 1992, fristete der Knob Creek über viele Jahre ein Dasein in einer Nische. Als einer der ersten Small Batch Bourbons überhaupt (Whiskys, die in geringeren Mengen produziert und abgefüllt werden), war er fast ausschließlich unter Kennern ein Begriff. Über 20 Jahre später ist der Knob Creek nicht nur seiner Nische entkommen, er wurde sogar so populär, dass Beam allmählich die Bestände ausgingen. Schweren Herzens trennte man sich 2016 (in den USA) von der Altersangabe auf der Flasche (einstmals 9 Jahre Reifung) und ersetzte diese durch den Schriftzug "Patiently Aged". Diese Änderung spaltete die Fronten. Viele Fans des Bourbon plädieren sogar darauf, dass der Geschmack sich sehr verändert hätte. Das Sortiment des Knob Creek hat sich jedoch auch über die Jahre erweitert, neben einem ebenso relativ beliebten Rye Whiskey gibt gibt es noch weitere Sonderabfüllungen, die sogar wieder ein Alter tragen. Der original Knob Creek kann eine Altersangabe nun nicht mehr gewährleisten, laut Sprechern von Beam (zu denen auch Master Distiller Fred Noe zählt) soll der Geschmack darunter aber nicht gelitten haben. Die verwendeten Abfüllungen sollen sehr nah an der ursprünglichen 9 jährigen Reifung herankommen.

Ich selbst trinke den Knob Creek nun seit 2015. Zu dieser Zeit hatte sich die Altersangabe in Europa bereits verabschiedet. Wie bei vielen Produkten von Beam, die nach Europa exportiert werden, gab es für europäische Fans oftmals bereits kleinere Einschnitte (ein prominentes Beispiel ist hier der ausgezeichnete Jim Beam Black). Ich kann daher nicht beurteilen, wie der Knob Creek noch mit Altersangabe schmeckte. Was mir Beam-Suntory jetzt allerdings hier vorsetzt ist aber auch etwas, was ich nie von der Bettkante stoßen würde (in dem Fall natürlich vom Tisch). In letzter Zeit mauserte er sich sogar zu einem meiner liebsten Bourbons, der immer einen Platz in meiner Bar hat. Der Knob Creek ist ein Geschmackserlebnis an verschiedensten Aromen. Er ist kräftig, besitzt alle Vorzüge eines Bourbons und ist auf seine art mild wie ein europäischer Vertreter. Bei rund 50% Alkoholvolumen ein gekonnter Spagat, den man erst einmal so hinbekommen muss.

Der Knob Creek sollte grundsätzlich unverdünnt getrunken werden. Aufgrund seines intensiven Geschmacks ist es durchaus ein Bourbon, der polarisiert. Doch dieser Aspekt macht ihn eher noch interessanter. Über viele Jahre haftete Bourbon Whiskeys der Ruf der "Maissuppe" an. Was man jedoch aus einem Bourbon machen kann, wird hier beinahe kunstvoll zur Schau gestellt. Der hohe Alkoholgehalt hinterlässt ein angenehmes prickeln auf Zunge und Zahnfleisch. Im Mund breitet sich ein weicher, ausbalancierter Körper aus, der in einen kräftigen Abgang übergeht und den unterkühlten Magen in der kalten Jahreszeit sicherlich einmal komplett aufheizt. Was bleibt ist ein langer Abgang mit einer süße von exotischen Früchten. Jedoch ist das Aroma glücklicherweise nicht so intensiv, dass der Geschmack den Gaumen betäubt und man somit am Abend nichts anderes mehr schmeckt.

Der Wegfall der Altersangabe ist durchaus ein Verlust, da so ein schöner Bourbon nämlich ein Alter verdient hat. Die Fans des Knob Creek werden es wohl irgendwie verschmerzen. Seinen guten Ruf trägt er sicherlich nicht zu unrecht, auch, wenn sich an diesem Small Batch Bourbon wohl weiterhin die Geschmäcker scheiden werden. Mein Gaumen wurde hier allerdings mit Amors Pfeil getroffen. Es war Liebe auf den Ersten Blick, die bis heute nichts von ihrem Feuer einbüßen musste.



Wertung: 68 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse





Im Test: Basil Hayden's




Basil Hayden's
Herkunft: USA
Alter: Keine Angabe (ehemals 8 Jahre)
Alkoholvolumen: 40%
Eigentümer: Beam-Suntory
Gattung: Kentucky Straight Bourbon Whiskey
Preis: Circa 35-40 Euro bei 0,7 Liter
Geschmack: Milder Bourbon, orientalische Gewürze, Honig, angenehme Süße



Der Basil Hayden's ist einer von vier Small Batch Premium-Bourbons, die sich bei Beam großer Beliebtheit erfreuen. Jeder Bourbon dieser Reihe trägt einen Namen, der geschichtlich mit dem Unternehmen zusammenhängt. Neben dem Basil Hayden's ist zudem noch der Knob Creek, der Baker's und Booker's Bourbon (ehemals Booker's True Barrel) erhältlich. Der Name "Jim Beam" ist auf keiner Flasche dieser Reihe vertreten. 
Geschmacklich aber auch preislich unterscheidet sich jeder Bourbon massiv voneinander. Der hier besprochene Basil Hayden's ist der zweit teuerste Vertreter der Small Batch Reihe. Aufgrund der stets schwankenden Preise ist es schwer, beim Basil Hayden's eine präzise Angabe zu machen. Momentan ist er wieder etwas teurer und zwischen 37-40 Euro zu haben, je nachdem, wo man bestellt.

Nicht nur im Preis und Geschmack unterscheiden sich diese Bourbons, auch der Alkoholgehalt ist ein großer Faktor. Sowohl der Knob Creek als auch der Baker's sind kräfte Bourbon Whiskeys mit über 50% Alkoholvolumen. Booker's Bourbon knackt sogar die 60% Marke. Der Basil Hayden's tanzt hier komplett aus der Reihe und schlägt mit sehr milden 40% zu Buche. Damit ist der gute Basil nicht nur der mildeste Vertreter der Small Batch Reihe von Beam, er gehört auch ganz klar zu den mildesten Bourbons überhaupt. Allerdings kann der Basil Hayden's dies wesentlich besser ausgleichen als der zuletzt von mir getestete Jack Daniel's Gentleman Jack. Und dennoch hatte ich so meine Probleme, mich  anfangs mit dem Basil Hayden's anzufreunden. Auch wenn der Bourbon seinen geringen Alkoholgehalt durch den schönen Einsatz verschiedener Aromen ausgleichen kann, so ist und bleibt er mir einfach zu mild. Ein Bourbon hat für mich seit Jeher das Markenzeichen, kräftig zu sein. Sozusagen der Bodybuilder unter den Whiskys. Ein guter Bourbon weiß auch trotz eines hohen Anteils an Alkohol durch seine Balance zu überzeugen.

Wie schon mehrmals in anderen Artikeln erwähnt, so fehlt bei diesem Bourbon neuerdings die Altersangabe. "Neuerdings" heißt hier allerdings schon seit 2014. Da der Bourbon aber schon seit Beginn der 90er produziert wird, ist es eine verhältnismäßig kurze Zeit, seitdem der Basil Hayden's kein Alter mehr trägt. Das Alter von 8 Jahren wurde hier durch den Schriftzug "Artfully Aged" ersetzt, der nicht zu unrecht bei dem ein oder anderen Fan ein Stirnrunzeln verursacht hat. Laut Master Distiller Fred Noe ist es derzeit unwahrscheinlich, dass das Unternehmen noch einmal zu diesem Produkt eine Altersangabe angeben wird.

Der Basil Hayden's macht prinzipiell nichts falsch. Es ist ein weicher, eleganter Bourbon der durch eine Vielzahl von Aromen, allen voran orientalischen Gewürzen, Nase und Gaumen für sich einnehmen kann. Hier könnten sogar die Leute umso zufriedener sein, die mit den stärkeren Bourbons nicht so richtig warm werden. Preislich gesehen sollte man beim Basil Hayden's vielleicht mal auf ein Angebot warten, denn besonders aktuell ist der Preis ein wenig auf der pikanten Seite angesiedelt. Ein ausgewogenes Geschmackserlebnis erhält man hier für sein Geld aber allemal.


Wertung: 53 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse




Donnerstag, 9. August 2018

Im Test: Nikka from the Barrel Whisky




Nikka from the Barrel Whisky
Herkunft: Japan
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 51% Alkoholvolumen
Eigentümer: Nikka
Gattung: Blended Whisky
Preis: Circa 35 Euro bei 0,5 Liter
Geschmack: Kräftiger Geschmack, weicher Körper, zahlreiche fruchtige Aromen wie Zitrusfrüchte und Wildkirsche, langer Abgang mit viel Charakter, wenig Eiche


Man könnte eigentlich sagen, alles, was man aus einem Whisky ohne Altersangabe rausholen kann, befindet sich in dieser kleinen Flasche. Der From the Barrel Whisky von Nikka ist ein herausragender Vertreter der japanischen Kunst, Whisky zu brennen. Der verhältnismäßig kleine Konzern Nikka besitzt Brennereien in Miyagikyo und Yoichi. International gehört ihnen noch die Ben Nevis Brennerei in Schottland. Somit ist Nikka bis heute auch noch unabhängig und nicht von heimischen Branchenriesen wie Suntory übernommen. Vermutlich ganz im Sinne des großartigen Gründers Masataka Taketsuru (1894-1979). Taketsuru war Sohn eines traditionellen Sake-Brauers und sollte diesen eigentlich beerben. Eine Reise nach Schottland, zur Heimat des Whisky, sollte seine Weltsicht gegenüber alkoholischen Getränke jedoch für immer verändern.

Die Whiskys, die Nikka produziert, erinnern geschmacklich tatsächlich an schottische Vertreter. Heißt, hier wird auch ein wenig mit Rauch gearbeitet. Aber in keinster weise ist dies vergleichbar mit Vertretern wie Laphroaig oder Highland Park. Bei den Whiskys von Nikka entsteht immer eine harmonische Kreation, die so ziemlich jeden Fan von ausbalancierten Whiskys, wo kein Aroma zu dominant ist, überzeugen dürfte. Besonders bekannt wurde Nikka durch das relativ seltene Coffey Still Veffahren.
Daraus entstanden sind auch zwei sehr beliebter Whiskys aus ihrem Sortiment, der Nikka Coffey Malt und der Nikka Coffey Grain. Auch wenn man es bereits an der Schreibweise erkennen sollte, das Verfahren hat nichts mit dem koffeinhaltigem Heißgetränk zu tun.

Bei Nikka veröffentlicht man etwas mehr Produkte ohne Altersangabe als mit. Preislich gesehen ist Nikka aber durchaus unter dem Sortiment von Suntorys Brennereien anzusiedeln. Ausgerechnet der From the Barrel Whisky gehört aber zu den etwas teureren Vertretern, da wir es hier nämlich nur mit einer 0,5 Liter Abfüllung zu tun haben. Wenn man nicht unbedingt mehrere Flaschen auf Vorrat hat, sollte man etwas sparsam mit dem feinen Getränk umgehen.
Der From the Barrel Whisky schlägt mit satten 51% Alkoholvolumen zu buche. Da sollte man eigentlich meinen, man müsse den Whisky vor dem Verzehr vielleicht etwas mit Wasser verdünnen oder Eis kühlen, um die Aromen vom Alkohol freizusetzen. Ich kann nur empfehlen, es zu lassen und diesen leckeren Blend pur zu genießen. Denn das hat er verdient. Der starke Alkoholgehalt hält die Aromen im Gleichgewicht, überdeckt sie aber nicht. Eine Kunst, die bei einem so hohen Anteil an Alkohol alles andere als selbstverständlich ist. Und dennoch schmeckt der From the Barrel Whisky wesentlich milder und eleganter, als man es bei dieser Angabe vermutet. Der weiche Körper wickelt den Gaumen förmlich in Samt ein. Es breiten sich feine Aromen von exotischen Früchten im Mund aus. Der Abgang ist langanhaltend und warm und setzt ein herrliches Aroma frei.

Preislich gesehen könnte die Abfüllung ruhig 5 Euro günstiger sein, allerdings ist der From the Barrel Whisky Online relativ häufig in Angeboten zu finden. Ein Manko ist der Schraubverschluss, der etwas stabiler sein könnte. Normalerweise liefert Nikka sehr robuste Schraubverschlüsse, bei denen man nicht fürchten muss, dass sie sich verbiegen. Auch optisch wirkt dieser gegen die schicke Flasche, die an ein Aftershave-Flacon erinnert, relativ unattraktiv. Ein Manko, welches aber, und da bin ich mir ganz sicher, der großartige Geschmack ausbügelt. Ganz klare Empfehlung: Nicht nur Fans von japanischen Whiskys sollten den Nikka From the Barrel Whisky unbedingt mal probieren.



Wertung: 67 von 75 Punkte

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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse





Im Test: Jack Daniel's Gentleman Jack





Jack Daniel's Gentleman Jack
Herkunft: USA
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 40%
Eigentümer: Brown-Forman
Gattung: Tennessee Whiskey
Preis: Circa 25-27 Euro für 0,7 Liter
Geschmack: Milder Geschmack, Süße, Junge Eiche, würzig, leichte Fruchtnoten im Abgang



Mit Ausnahme des intensiven Charcoal-Verfahrens unterscheidet sich Jack Daniel's nicht großartig von einem Kentucky Straight Bourbon Whiskey. Der Fakt bleibt aber, Jack Daniel's ist kein Kentucky Straight Bourbon Whiskey (auch Lagerung und Reifung ähneln sich sehr) und etablierte, wenn ich mich recht erinnere, auch den Begriff "Tennessee Whiskey". Ein Segment, wo man sich mit großer Sicherheit Marktführer nennen kann. Doch auch abseits davon ist Jack Daniel's aus dem Hause Brown-Forman eine Weltmarke. Einer der meistverkauften amerikanischen Whiskeys der Welt und wohl der ultimative Name, der einem einfällt, wenn man an Whiskey & Cola denkt.

Ist das Flaggschiff der Brennerei, der Old No. 7 maßlos überteuert und geschmacklich auch nur eine Daseinsberechtigung als Mix-Getränk führt, so ist man aber auch bei Jack Daniel's durchaus in der Lage dazu, sehr anständige Whiskeys zu produzieren. Der Jack Daniel's Single Barrel zum Beispiel überzeugt geschmacklich und sogar preislich. Doch da wirds allmählich auch schon dünn, denn so viele Premium-Produkte wie beispielsweise bei Beam gibt es bei Jack Daniel's neben einigen Sonderabfüllungen nicht. So ist es der Gentleman Jack, der einem Premium-Produkt bei Jack Daniel's relativ nah kommt.

Leider aber bewegt man sich, zumindest in meinen Ranglisten, mit diesem Whiskey eher im Mittelfeld. Das größte Problem, was der Gentleman Jack hat, sind die für einen amerikanischen Whiskey milden 40% Alkoholvolumen. Anders als der Basil Hayden's von Beam, der ebenfalls nur 40% hat, ist der Gentleman Jack nicht in der Lage dazu, diese milde art auszugleichen. Bereits die viel zu helle Farbe für einen Whiskey dieser art gab mir zu denken. Sie macht einen leicht verwässerten Eindruck. Und so ähnlich schmeckt er auch. Zu dünn, zu wenig Aromen und zu wenig Charakter. Lediglich der Abgang ist hier ein wenig langanhaltender und lässt noch ein paar exotische Aromen frei.

Prinzipiell ist der Gentleman Jack zwar kein sprittiger Fusel, hier wird er aber eindeutig an seinem Preis gemessen und der ist mit über 25 Euro viel zu hoch angesetzt. Hier bekommt man von fast jedem Hersteller wesentlich bessere Produkte geboten, wie zum Beispiel den Maker's Mark für etwas über 20 Euro. Bei so namhaften Vertretern kann der Gentleman Jack letztendlich einfach nicht mithalten, dafür fehlt ihm mehr Feuer unterm Hintern.


Wertung: 40 von 75 Punkte

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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse



Mittwoch, 8. August 2018

Schwindende Altersangaben, Japans Whisky-Dürre und ein Neuankömmling von Suntory




Whisky ohne Altersangabe ist sicherlich kein Trend, sondern düstere Realität. Von immer mehr etablierten Flaschen verschwindet die Altersangabe. Doch auch immer mehr neue Produkte kommen auf den Markt, wo die Angabe über die Reifung des Whisky komplett fehlt. Man muss sich nach Angaben der Brennereien richten, die oftmals einen Richtwert abgeben, wie alt die Whiskys ungefähr sind, die man für die Produkte ohne Altersangabe benutzt.

Mit dem Wegfall von Altersangaben will man sich Spielraum schaffen für neue Kreationen und dem Verzicht, die Produktion eines gewissen Produktes komplett einstellen zu müssen. Whisky-Fans nehmen diese art mit knirschenden Zähnen hin. So ist die Altersangabe doch immer noch das Prunkstück eines Whisky, oder etwa nicht? Nun, genau wie die Anzahl an Megapixel einer Kamera, so liest sich die Angabe eines Alters immer recht schön, jedoch muss das Produkt auch noch qualitativ auf anderen Ebenen überzeugen. Die Brennereien, die etliche ihrer Produkte mit Altersangabe veröffentlicht haben und dies nun nicht mehr können, gewährleisten den Interessenten, dass sich geschmacklich an ihren Produkten nichts verändern wird (mit dem Verweis darauf, dass Small Batch Produkte sich über die Zeit geschmacklich immer verändern können, da sie nicht in Massen produziert werden).

Nachfrage übersteigt Bestand. Besonders hart hat es da Beam-Suntory getroffen, die sowohl in den USA wie auch in Japan vom Whisky-Boom unerwartet getroffen wurden. Beams Premium-Segment rund um seine Small Batch Bourbons mussten Abstriche hinnehmen. So wird weder der Knob Creek noch der Basil Hayden's mehr mit einer Altersangabe geführt. Beim Knob Creek wurde sie durch "Patiently Aged" ausgetauscht, beim Basil Hayden's durch "Artfully Aged". "Kunstvoll gealtert". Ein absurder Phantasie-Begriff, den Beam seinen treuen Kunden hier um die Ohren wirft. Von solchen Begriffen sollte man sich, wie ich finde, fernhalten um ein wenig die Seriosität zu bewahren. Diese beiden Produkten trugen einst ein Alter, die neuen Angaben sollten jedoch ein wenig realitätsnaher klingen.

Ein wenig übler hats dann doch noch die Japaner erwischt. Die Japaner sind erst in den letzten 10 Jahren durch ihre ausgezeichneten Whiskys aufgefallen. Mit Qualität und ihrem Harmonie-Prinzip, angelehnt an die schottische Tradition, machten sie sich einen Namen. An sich sind die Japaner noch relativ frisch, was das Brennen von Whiskys angeht. Blicken so manch europäische Destillen zurück auf hunderte von Jahren an Tradition. Die Nikka Brennerei in Japan wurde 1934 von Masataka Taketsuru gegründet und gehört bereits zu den älteren Vertretern in ganz Japan. Suntory eröffnete seine Destillen sogar erst wesentlich später.

Ehe man sich versah, war der Whisky dann auch weg. Selbst einige Produkte ohne Altersangabe wie den Hibiki (No Age Statement) kann Suntory nicht ohne Probleme weiterführen. Der Bestand lässt es einfach nicht zu. Andere Produkte wie der Hibiki mit Altersangabe, der Hakushu und der Yamazaki können ab Oktober gar nicht mehr angeboten werden. Betroffen sind hier sämtliche Whiskys, die mindestens 12 Jahre alt sind. Was gut schmeckt, wird viel gekauft. Die Nachfragen können die Japaner vorerst nicht stillen und der Bestand, der jetzt noch erhältlich ist, wird von Sammlern eingekauft und teilweise zu absoluten Mondpreisen weiterverkauft, sofern man die ein oder andere Flasche mehr ergattern konnte. Whisky-Auktionen in China, wo japanischer Whisky gehandelt wird, sind keine Seltenheit. Während die Chinesen die restlichen Bestände leer kaufen, müssen sich die japanischen Brennereien als Übergang etwas überlegen.



Der neue Whisky von Suntory: Toki

Der Toki (oben abgebildet) ist eine Antwort von Suntory, einen preiswerten Whisky anzubieten, der keine Altersangabe besitzt aber auch mit großer Wahrscheinlichkeit keiner Knappheit zum Opfer fallen wird. In Japan haben Whisky-Blender grundsätzlich ein höheres Ansehen als der Master-Distiller. Die Blender suchen die Zutaten für ihre Kreationen behutsam aus. Der Toki enthält Material aus allen Suntory Brennereien: Hakushu, Yamazaki und sogar Chita. Laut Suntory Sprecher Mike Miyamoto wird der Toki exklusiv nur Übersee angeboten und nicht in Japan (Quelle: Whisky.de).

Brandneu ist der Toki allerdings nur für deutsche Genießer. Das Produkt wurde in einigen Ländern schon Mitte 2016 eingeführt und erst jetzt ende Juni bei uns in Deutschland. Mit 29,99 Euro bei rund 0,7 Liter hat man hier für japanische Verhältnisse einen sehr soliden Preis. Der Nikka from the Barrel ist bei nur 0,5 Liter sogar etwas teurer. Ein spezielles Augenmerk legt man beim Toki auf die 43% Alkoholvolumen, die bei einem Blend relativ selten mittlerweile anzutreffen sind. In der Regel liegen diese häufig bei 40%. Mit dem zusätzlichem Volumen möchte man für etwas mehr Pepp sorgen, der die wahren Qualitäten des Whisky zum tragen bringen soll.

Wie der Toki schmeckt (der von Suntory auch noch als perfekter Begleiter für den japanischen Highball genannt wird), wirds demnächst hier in der Serena Whisky Lounge zu lesen geben.

Toki ist das japanische Wort für Zeit. Während der neue Whisky für Suntory die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darstellt laut eigenen Aussagen, so ist die Zeit aber auch der wichtigste Faktor für die Brennereien. Denn nur diese wird zeigen, ob man in einigen Jahren wieder mehr Produkte mit Altersangabe verkaufen kann, die dann auch wieder für eine längere Zeit auf dem Markt verfügbar sein werden. An Bedarf wird es wohl kaum mangeln. Und es sieht ganz und gar nicht danach aus, als würde demnächst ein Wodka-Boom anstehen, der dem Whisky in die Bedeutungslosigkeit verdrängen wird.

Montag, 6. August 2018

Im Test: Bulleit Frontier Whiskey




Bulleit Frontier Whiskey
Herkunft: USA
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 45%
Eigentümer: Diageo
Gattung: Kentucky Straight Bourbon Whiskey
Preis: Circa 20-22 Euro
Geschmack: Kräftiger Geschmack, langer Abgang, Vanille, süße Orange, ausbalanciert, Gewürze



Dieses kleine Kunstwerk hat besonders in den letzten Jahren ordentlich an Popularität zugelegt. Den Bulleit Frontier Whiskey gibt es zusätzlich auch nochmal als Small Batch Rye Whiskey Variante, wozu es einen separaten Test demnächst geben wird. Neben diesen Abfüllungen ohne Altersangabe ist auch noch in einem ebenfalls fairen Preissegment eine Variante mit einer Reifung von 10 Jahren erhältlich.

Häufig ist der Bulleit Bourbon für unter den vom Hersteller angegebenen rund 22,99 Euro erhältlich. Ab und an bekommt man ihn sogar im Angebot für 17-18 Euro. Damit liegt er preislich ungefähr auf Augenhöhe mit dem Jack Daniel's Old No. 7. Geschmacklich liegen hier jedoch Welten dazwischen. Der Bulleit Bourbon ist ein charaktervoller, kräftiger Bourbon mit 45% Alkoholvolumen, die für den richtigen Twist sorgen. Nicht zu stark aber auch nicht zu mild im Geschmack, überzeugt dieser Kentucky Straight Bourbon vor allem durch eine Facette an verschiedenen Aromen. Die Eiche ist nie zu dominant und lässt auch noch süßliche Zitrusfrüchte und verschiedene Gewürze zum Vorschein kommen. Hier passt einfach alles wundervoll zueinander. Die typische Bourbon Klebstoffnote findet man ebenfalls nicht, was einige Bourbon-Allergiker vielleicht sogar erfreuen dürfte. Die stilvolle Flasche ist auch optisch ein Hingucker.

Empfehlen würde ich den Bulleit Bourbon unverdünnt und pur. Eignet sich aber auch für einen Old Fashioned oder einen japanischen Highball (ein kleiner Geheimtipp von mir: Highball Glas mit Eis auffüllen, 3 cl Bulleit hinzugeben, mit prickelndem Mineralwasser auffüllen und leicht verrühren, etwas stehen lassen und eine Scheibe Zitrone hinzugeben). Viel muss ich hier nicht mehr erzählen. In dieser Preisklasse überzeugt der Bulleit Frontier Whiskey weit über seinen Preis hinaus. Eine Altersangabe darf man hier selbstverständlich nicht erwarten, aber die ist in diesem Falle auch gar nicht nötig. Ein schöner Bourbon.



Wertung: 61 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse

Im Test: Ballantine's Finest Scotch Whisky





Ballantine's Finest Scotch Whisky
Herkunft: Schottland
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 40%
Eigentümer: Pernod-Ricard
Gattung: Blended Scotch Whisky
Preis: Circa 15 Euro
Geschmack: Keine nennenswerten Aromen, etwas Vanille, etwas Eiche, wässrig



Bei der Selbstbeweihräucherung des Herstellers gibt dieser an, der Ballantine's würde über Aromen wie Schokolade und frischen Äpfeln verfügen. Die Wahrheit sieht bei diesem circa 15 Euro teuren Whisky-Flaggschiff der George Ballantine's and Sons jedoch anders aus. Mit etwas Glück schmeckt man hier etwas Vanille und Eiche heraus. Ansonsten ist das ganze Gebilde selbst für diese Preisklasse mehr als schwach. Können andere Vertreter aus Irland beispielsweise in der Preisklasse noch überzeugen (Tullamore Dew, Kilbeggan), tun sich die günstigen schottischen Vertreter schwer. In der Preisklasse von unter 20 Euro ist es relativ kompliziert, einen Scotch zu bekommen, der halbwegs pur genießbar ist. Der Ballantine's Finest Scotch Whisky, auch wenn der Name elegant klingt, ist keiner dieser Vertreter. Dieser aus jungen Whiskys zusammengeschusterte Blend ist relativ geschmacksneutral und überzeugte nicht einmal als Whisky & Cola so wirklich (aber Eis, viel Eis verschafft Abhilfe). Hier fehlt so ziemlich alles, was einen Scotch ausmacht. Minimal rauchig (aber nur, wenn man sehr großzügig ist), ein minimaler Abgang. Und dennoch sollte man den Ballantine's mit Vorsicht angehen, denn Kopfschmerzen können hier durchaus für den nächsten Tag ein Thema sein.

Sicherlich darf man hier bei einer Abfüllung, die in solchen Massen produziert wird wie der Ballantine's, keinen hochwertigen Whisky erwarten. Aber es haben durchaus einige Brennereien bewiesen, dass sie in dieser Preisklasse ein brauchbares Produkt abliefern können. Der Ballantine's ist letztendlich noch etwas über den No-Name Discounter Whiskys anzusiedeln, aber ein wirklicher Verdienst ist das nicht. Bereits die unattraktive Flasche erinnert irgendwie an bittere Medizin. Und ungefähr da ordne ich den Ballantine's auch für mich persönlich ein. Eine Notlösung. Dies ist das höchste der Gefühle, was dieser Blend erreichen kann.


Wertung:  23 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse

Im Test: Grant's Family Reserved Blended Scotch Whisky



Grant's Family Reserve Blended Scotch Whisky
Herkunft: Schottland
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 40%
Eigentümer: William Grant and Sons
Gattung: Blended Scotch Whisky
Preis: Circa 10-12 Euro für 0,7 Liter
Geschmack: Keinen nennenswerten Aromen, kratzig, warmer Abgang, Eiche, süß



Ein guter, gereifter Whisky nimmt seinen Freund in den Arm und sagt ihm, wie schön das Leben doch ist. Es ist vergleichbar mit einer wunderschönen orientalischen Frau aus Tausendundeine Nacht, die liebevoll duftet und dich umschmeichelt mit ihrer bezaubernden art. Beim Grant's Family Reserve Blended Scotch Whisky verhält es sich da etwas anders. Die orientalische Frau ist hier eher ein Malocher aus einem schottischen Arbeiterviertel, der dir sagt, dass das Leben, sobald es dir mal etwas zurückgibt, gleich wieder zwei Schicksalsschläge eintreffen, die das Leben sofort wieder ein wenig ungemütlicher machen. Und genau so schmeckt der Grant's auch. Es ist ein rauer, schottischer Whisky. Eine Massenabfüllung um für einen Abend seine Sorgen zu vergessen und am nächsten Morgen gleich wieder zu wissen, dass das Leben dir nichts schenkt. Und trotzdem, oder genau aus diesen Gründen, kann ich dem Grant's etwas abgewinnen. Eigentlich ein Begleiter für Whisky & Cola und andere Longdrinks, war der Grant's bei mir in verschiedenen Situationen ein bewährter Begleiter. Ich will nicht sagen, dass sich hier irgendwelche betörenden Aromen verstecken, aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich den Grant's dem Johnnie Walker Red Label vorziehen.

Im Geschmack ist der Grant's relativ kratzig und ruppig mit seinen gerade mal 40%. Rauch schmeckt man nicht heraus und auch sonst ist der Grant's relativ arm an Aromen. Verwässert schmeckt er jedoch nicht und der warme, kurze Abgang lässt ein wenig Honig und Eiche zum Vorschein kommen. Für gerade einmal 10-12 Euro gibt es wesentlich schlechtere Vertreter. Einen Bonuspunkt gibts für die einzigartige Flasche, die sich schön in der Bar macht (und manchmal auch ein ähnlich gestaltetes Glas als Bonus mitgeliefert wird). Farblich wurde hier natürlich nachgeholfen. Seine relativ kräftig dunkle Farbe hat der Grant's nicht auf natürliche Wege erhalten, sondern durch den Einsatz von Zuckerkulör. Zum mischen von Getränken macht der Grant's einen brauchbaren Job und eignet sich auch als guter Begleiter, wenn man nervige Gesellschaft um einen herum mal vergessen möchte. Allerdings ist er auch mit Vorsicht zu genießen, der kann nämlich auch einen Tag später Krach machen.



Wertung: 32 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse

Sonntag, 5. August 2018

Im Test: Laphroaig Select




Laphroaig Select
Herkunft: Schottland
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 40%
Eigentümer: Beam-Suntory
Gattung: Single Malt Scotch
Preis: Circa 29,99 Euro für 0,7 Liter
Geschmack: Asche, Rauch, reife Früchte, langanhaltender Abgang



Wer den Name "Laphroaig" hört und schon seit einiger Zeit Whiskys konsumiert, der muss wohl automatisch an eine Rauchbombe denken. Das Flaggschiff der schottischen Brennerei, die mittlerweile ebenfalls zum japanischen Getränke-Gigant Suntory gehört, ist der 10 jährige Laphroaig Single Malt. Ein bekannter Whisky, den man sofort mit Islay verbindet und weltweit eine menge Fans hat. Es ist aber auch ein Whisky, der die Geschmäcker spaltet wie ein scharfes Sushi Messer. Die ausgewogenen Aromen des Laphroaig verstecken sich nämlich hinter einer Wand aus Torf. Das starke Aroma von Rauch und Asche ist sogar so intensiv, dass viele Interessenten bereits beim riechen das Gesicht verziehen. Was sich dahinter aber verbirgt ist eigentlich ein sehr milder und sogar fruchtiger Whisky aus Schottland. Als der Laphroaig Select 2014 eingeführt wurde (Angaben ohne Gewähr), bewarb Master Distiller John Campbell den Whisky als zugänglicheren Einstieg in die Welt von Laphroaig. Mit dieser Abfüllung wollte man ganz klar eine andere Zielgruppe ansprechen. Preislich gesehen unterscheidet sich der Select nicht wirklich von dem Original mit Altersangabe. Und ehrlich gesagt..... auch geschmacklich nicht. Der Select ist kaum weniger intensiv und rauchig als das Original. Mit dem Wegfall der Altersangabe wollte man nicht das Original entlasten, sondern sich mehr Spielraum für Kreationen lassen. Gereift teilweise in amerikanischer und europäischer Eiche, kommt der Select mit relativ milden 40 Volumenprozenten daher. Auch hier keine Unterschiede zum Original. Auf die Kritik, der Select bestünde aus "Resteverwertung", reagierte Campbell damals amüsiert und etwas genervt. Die stolzen Schotten wollen sich diesen Vorwurf natürlich nicht gefallen lassen.

Insgesamt ist die Daseinsberechtigung des Selects eher fragwürdig. Man zahlt hier ungefähr genau so viel für eine Abfüllung ohne Altersangabe wie für das Original, was 10 Jahre gereift ist. Geschmacklich sind es kleine Nuancen, die sich hier unterscheiden. Sehr genau gesehen ist der Select ein wenig "zugänglicher" als das Original, aber wirklich große Unterschiede sind mir nicht aufgefallen. Eine Besonderheit des Selects: Der Whisky sei ungefärbt. Bei so einer Aussage muss man sich natürlich auf den Hersteller verlassen, jedoch sehe ich keinen Grund, diese Aussage anzuzweifeln. Definitiv aber ein Pluspunkt. Bei europäischen Whiskys eher eine Seltenheit.

Der Select setzt natürlich relativ schnell seine Aromen frei. Seine milden 40% kontert der Whisky mit dem starken Gebrauch von Torf. So macht sich schon relativ früh der Geruch von geräuchertem Fleisch breit. Das besondere an dem Laphroaig ist aber, die Dominanz des Torfs findet man nur beim riechen in dieser Intensivität. Schon beim Antrunk bemerkt man, dass der Whisky relativ mild ist, nicht brennt und frisch ist. Im Abgang machen sich dann noch mehrere Noten wie reife Früchte breit. Der Abgang ist durchaus langanhaltend und angenehm. Die Eiche lässt sich natürlich auch immer mal wieder blicken.

Bei dem geringen preislichen Unterschied sollte man entweder auf das Original zurückgreifen oder der Variante Quarter Cask (ebenfalls ohne Altersangabe, aber mein Favorit der drei). Der Laphroaig wird in diesem Leben vermutlich nicht mehr mein Lieblings-Whisky, aber man kann durchaus auch seine Freude an ihm haben. Der Select hingegen hat die Möglichkeit verpasst, seine Daseinsberechtigung unter Beweis zu stellen. Denn weniger intensiv oder mild (was das Aroma angeht) ist er sicherlich nicht.



Wertung: 47 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse

Im Test: Tullamore Dew - Irish Whiskey




Tullamore Dew - Irish Whiskey
Herkunft: Irland
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 40%
Eigentümer: William Grant and Sons
Gattung: Grain Whisky (Blend)
Preis: Circa 15,99 für 0,7 Liter
Geschmack: Junger Whisky, milde und simple Aromen, leicht zu trinken, Eiche


Mein erster Test in der Whisky Lounge soll ein Whisky werden, der meine Leidenschaft für das Getränkt vor etlichen Jahren entfachte.  Der Tullamore Dew ist eine beliebte Massenabfüllung und wurde millionenfach verkauft. Werbung ist im Fernsehen zu sehen und diese Abfüllung hier gehört zu den Flaggschiffen, die der Eigentümer William Grant and Sons besitzt. Der Tullamore Dew ist meistens der Hauswhisky, den viele Pubs auch hier in Deutschland anbieten. Selbst in einem Pub wird man diesen Whisky zu einem erschwinglichen Preis konsumieren können.

Und genau darin liegen seine Stärken. Der Tullamore Dew ist eine ehrliche, simple Abfüllung. Ein milder irischer Vertreter, von dem man aufgrund seines günstigen Preises auch mal am Abend ein Gläschen mehr trinken kann. Der Tullamore Dew wird, wie anfangs bereits erwähnt, in Massen abgefüllt. Man darf hier keinen komplexen Whisky erwarten, der ein Feuerwerk der Aromen entfachen wird. Hat man zuvor einen kräftigen Bourbon getrunken oder einen gereiften Vertreter aus einer anderen Preis- bzw. Altersklasse, dann dürfte man den Tullamore Dew sogar als relativ geschmacksneutral wahrnehmen. In diesem Sinne ist es unfair, diesen Whisky zu hart dafür abzustrafen. Die goldene Flüssigkeit wirkt, eingeschenkt in ein Glas, nicht ölig aber auch nicht zu wässrig. Geschmacklich ist der Tullamore Dew ein extrem milder Vertreter. In diesem Blend kommen viele junge Whiskys zu Einsatz und so schmeckt er auch. Besonders für den Sommer ein leichter Whisky ohne schweren, langen Abgang. Die 40% sind jedoch eindeutig etwas zu wenig Volumen.
Im Gegenzug zu anderen Whiskys in dieser Preisklasse (ich werfe ein Blick auf den Jameson), ganz besonders Bourbons, immer noch einer meiner Favoriten. Mehr ist über den Tullamore Dew tatsächlich nicht zu sagen.


Wertung: 43 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse