Sonntag, 5. August 2018

Im Test: Laphroaig Select




Laphroaig Select
Herkunft: Schottland
Alter: Keine Angabe
Alkoholvolumen: 40%
Eigentümer: Beam-Suntory
Gattung: Single Malt Scotch
Preis: Circa 29,99 Euro für 0,7 Liter
Geschmack: Asche, Rauch, reife Früchte, langanhaltender Abgang



Wer den Name "Laphroaig" hört und schon seit einiger Zeit Whiskys konsumiert, der muss wohl automatisch an eine Rauchbombe denken. Das Flaggschiff der schottischen Brennerei, die mittlerweile ebenfalls zum japanischen Getränke-Gigant Suntory gehört, ist der 10 jährige Laphroaig Single Malt. Ein bekannter Whisky, den man sofort mit Islay verbindet und weltweit eine menge Fans hat. Es ist aber auch ein Whisky, der die Geschmäcker spaltet wie ein scharfes Sushi Messer. Die ausgewogenen Aromen des Laphroaig verstecken sich nämlich hinter einer Wand aus Torf. Das starke Aroma von Rauch und Asche ist sogar so intensiv, dass viele Interessenten bereits beim riechen das Gesicht verziehen. Was sich dahinter aber verbirgt ist eigentlich ein sehr milder und sogar fruchtiger Whisky aus Schottland. Als der Laphroaig Select 2014 eingeführt wurde (Angaben ohne Gewähr), bewarb Master Distiller John Campbell den Whisky als zugänglicheren Einstieg in die Welt von Laphroaig. Mit dieser Abfüllung wollte man ganz klar eine andere Zielgruppe ansprechen. Preislich gesehen unterscheidet sich der Select nicht wirklich von dem Original mit Altersangabe. Und ehrlich gesagt..... auch geschmacklich nicht. Der Select ist kaum weniger intensiv und rauchig als das Original. Mit dem Wegfall der Altersangabe wollte man nicht das Original entlasten, sondern sich mehr Spielraum für Kreationen lassen. Gereift teilweise in amerikanischer und europäischer Eiche, kommt der Select mit relativ milden 40 Volumenprozenten daher. Auch hier keine Unterschiede zum Original. Auf die Kritik, der Select bestünde aus "Resteverwertung", reagierte Campbell damals amüsiert und etwas genervt. Die stolzen Schotten wollen sich diesen Vorwurf natürlich nicht gefallen lassen.

Insgesamt ist die Daseinsberechtigung des Selects eher fragwürdig. Man zahlt hier ungefähr genau so viel für eine Abfüllung ohne Altersangabe wie für das Original, was 10 Jahre gereift ist. Geschmacklich sind es kleine Nuancen, die sich hier unterscheiden. Sehr genau gesehen ist der Select ein wenig "zugänglicher" als das Original, aber wirklich große Unterschiede sind mir nicht aufgefallen. Eine Besonderheit des Selects: Der Whisky sei ungefärbt. Bei so einer Aussage muss man sich natürlich auf den Hersteller verlassen, jedoch sehe ich keinen Grund, diese Aussage anzuzweifeln. Definitiv aber ein Pluspunkt. Bei europäischen Whiskys eher eine Seltenheit.

Der Select setzt natürlich relativ schnell seine Aromen frei. Seine milden 40% kontert der Whisky mit dem starken Gebrauch von Torf. So macht sich schon relativ früh der Geruch von geräuchertem Fleisch breit. Das besondere an dem Laphroaig ist aber, die Dominanz des Torfs findet man nur beim riechen in dieser Intensivität. Schon beim Antrunk bemerkt man, dass der Whisky relativ mild ist, nicht brennt und frisch ist. Im Abgang machen sich dann noch mehrere Noten wie reife Früchte breit. Der Abgang ist durchaus langanhaltend und angenehm. Die Eiche lässt sich natürlich auch immer mal wieder blicken.

Bei dem geringen preislichen Unterschied sollte man entweder auf das Original zurückgreifen oder der Variante Quarter Cask (ebenfalls ohne Altersangabe, aber mein Favorit der drei). Der Laphroaig wird in diesem Leben vermutlich nicht mehr mein Lieblings-Whisky, aber man kann durchaus auch seine Freude an ihm haben. Der Select hingegen hat die Möglichkeit verpasst, seine Daseinsberechtigung unter Beweis zu stellen. Denn weniger intensiv oder mild (was das Aroma angeht) ist er sicherlich nicht.



Wertung: 47 von 75 Punkte
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Kategorien

1-15 Punkte: Industrie-Fusel
16-28 Punkte: Keine Empfehlung
29-39 Punkte: Trinkbar
40-49 Punkte: Solide
50-60 Punkte: Klare Empfehlung
61-68 Punkte: Premium Whisky
69-75 Punkte: Weltklasse

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